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Diese These vertritt der deutsche Neurowissenschaftler Christian Büchel (Uni Hamburg) in einer aktuellen Publikation in der Fachzeitschrift „PAIN“.
Evolutionär ergab sich nach einer Verletzung einerseits der Drang nach Schonung, Inaktivität und Erholung: andererseits stand dem allerdings eine andere Motivation gegenüber, nämlich die zu überleben
und damit unweigerlich die Aufgabe, schnell wieder Nahrung zu sammeln bzw. zu erjagen.
In der akuten Phase von Schmerzen sind die Umstände für uns jedoch heute ganz andere als für den vorzeitlichen Jäger und Sammler. Heute wird eine Verletzung versorgt und alle Aktivitäten, wie z. B.
das Bewegen und Belasten des betroffenen Bereiches, können reduziert werden, um damit Schmerzen weitestgehend zu vermeiden. Der ursprüngliche Mensch hatte dagegen in der Regel keine Gelegenheit, sich
auszuruhen, sondern musste trotz Schmerzen überlebenswichtige Aktivitäten wie die Nahrungssuche fortsetzen.
Ermöglicht wurde und wird diese durch das absteigende schmerzmodulierende System (DPMS), das Schmerzen hemmen kann, indem es die neuronale Aktivität auf verschiedenen Stufen des zentralen
Nervensystems vom Rückenmark bis zum Kortex moduliert. Es hat seinen Ursprung in kortikalen Bereichen wie dem anterioren cingulären Kortex (ACC) und der anterioren Insula (AI), und projiziert über
subkortikale Regionen wie die Amygdala und den Hypothalamus in das periaquäduktale Grau (PAG). Das PAG wiederum sendet massive Projektionen an die rostrale ventromediale Medulla (RVM), die die
Signalübertragung im Hinterhorn des Rückenmarks beeinflusst. (3,4)
Das DPMS reduziert so den akuten Schmerz in Extremsituationen und ermöglicht es damit dem Organismus, selbst bei schweren Verletzungen überlebenswichtige Aktivitäten durchzuführen.
Die menschliche Entwicklung hat jedoch unsere Umwelt in rasantem Tempo verändert; die Gesellschafts- und Gesundheitssysteme erlauben nun eine längere Inaktivität bei Schmerzen, ohne dass dies
negative Folgen für das akute Überleben hätte (z. B. Verhungern). Es wird also möglich, dass sich der Organismus gegen Aktivität und für eine längere Inaktivität entscheidet. Dieser „Entschluss" für
eine Schonung bedingt jedoch eine geringere Aktivierung des DPMS, was problematisch werden kann, da das DPMS seine präventive Wirkung auf die Schmerzpersistenz und – chronifizierung damit nicht
entfalten kann. (5-7)
Konzeptionell stellt dieser Gedanke eine Erweiterung des „Motivations-Entscheidungs-Modells“ dar, das den Übergang vom akuten zum chronischen Schmerz beschreibt. Das hier genannte evolutionäre
Ungleichgewicht könnte eine neurobiologische Grundlage für chronische Schmerzen liefern. Im Mittelpunkt dieses Modells steht, dass eine "Entscheidung" für eine überlebensrelevante Aktivität mit der
Aktivierung des absteigenden schmerzmodulierenden Systems (DPMS) einhergeht. (8,9)
Die frühe Aktivität und Exposition trotz Schmerzen könnte auch ein wichtiger Faktor dafür sein, dass sich ungünstige kognitive Schmerzüberzeugungen erst gar nicht entwickeln. (1,2). Vor diesem
Hintergrund verweist Büchler auf Studien, die die protektive Wirkung von körperlicher Aktivität und Training für die Entwicklung von chronisch muskuloskelettalen Schmerzen belegen bzw. die die
Bedeutung von Inaktivität für den Chronifizierungsprozess betonen. (10-12)
Die Hauptkonsequenz für die Therapie auf der Grundlage dieser Hypothese wäre, dass körperliche Aktivität während der akuten Schmerzphase dazu beitragen kann, eine Schmerzpersistenz zu verhindern. Die
genaue Art der Bewegung ist dabei wahrscheinlich weniger wichtig als die Intensität der Bewegung. Viele Studien haben gezeigt, dass ein bestimmtes Maß an Intensität erforderlich ist, um das DPMS zu
aktivieren. Allerdings sollte das Training nicht bis zur Erschöpfung gehen, da dies wiederum seine hypoalgetische Wirkung blockieren kann. (13-16) Auch die frühzeitige Beeinflussung kognitiver
Faktoren durch Bewegung und Training in akuten Schmerzphasen wäre eine testbare Hypothese auf der Grundlage dieser Theorie von hoher praktischer Relevanz.
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QUELLE: Physio Meets Science